Diese knappe Aufforderung empfängt Reisende, wenn sie Leipzigs Hauptbahnhof verlassen:



In Berlin werden bekennende Westdeutsche von Sauerkraut-bärtigen Wendehälsen als Schwaben bezeichnet, für Serben und Kroaten sind alle Deutschen “Schwabo” und für Leipziger sind anscheinend auch Berliner “Schwaben”.
Leipzig wieder zu verlassen, wird einem wirklich leicht gemacht, denn zur Zeit tobt dort ein dümmlicher Wahlkampf um den OB-Sessel. Spätestens am Dittrich-Ring ruft auch der letzte ländliche Altossi: “Ich bin ein Schwabe, holt mich hier raus!”

Das Leben der "Hartz-IV-Schorrer" (Springerpresse) besteht nicht nur aus Herumlümmeln in ARD-Talkshows und schlechtem Benehmen auf RTL 2. Ich z. B. gehe aus dem Haus, wenn es noch dunkel ist und kehre heim, wenn es schon wieder dämmert. In der Zwischenzeit sitze ich mit 14 Leidensgefährten in einer winzigen Baracken-Zelle und male mit Buntstiften Mohrrüben und Sellerie, Kohlrabi und Kopfsalat. Ein Euro-Job nennt man diese Übung.



Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit ist die Zahl dieser "Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwands-Entschädigung" massiv aufgebläht worden. Menschen im reiferen Lebensalter sitzen jetzt in kaum beheizten Industrie-Ruinen und basteln "Kompetenz-Pakete" für benachteiligte Jugendliche. Früh in der Straßenbahn belustigen sich gestandene Frauen über ein DDR-Quiz, an dem sie gleich wieder heftig arbeiten werden. Ihr "Anleiter" ermahnt sie laufend, dabei nie den Diktaturenvergleich zu vernachlässigen. Es wäre zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre.
In meiner "Eingliederungs-Vereinbarung" steht seitenlang, was wir bei der "Maßnahme" alles lernen sollen: unter anderem ist praktische Naturerfahrung einzusaugen. Da wir auf dem Gelände einer ehemaligen Gutsgärtnerei gehalten werden, soll zu diesem Zweck auch etwas angebaut werden. Doch die "Maßnahme" läuft nur bis zum 30.06.2013, um noch in die letzte Statistik vor der Bundestagswahl einzugehen. Da werden wir kaum etwas ernten können, nur die Porree-Ernte beginnt bereits im Juni, weshalb dieses schmackhafte Gemüse nun dort angebaut werden soll.



Im Schweiße deines Angesichts sollst du deinen Porree essen - werden sich die CDU-Granden wohl dabei gedacht haben.

Nach einem langen Arbeitstag und Fahrten mit Straßenbahn und Bus durch die ganze Stadt fallen mir aus dem heimischen Briefkasten gleich mehrere Briefe vom "Joopcenter" entgegen: meinem Widerspruch gegen einen "Aufhebungs- und Erstattungsbescheid" wird in vollem Umfang entsprochen - nach fünf Monaten und etlichen Briefen voller Drohungen im Konjunktiv nun ein "Abhilfebescheid", der mich vor einem Verlust von 64,- € bewahrt. Und am 28. Juni 2013 gibt es Porree mit Fleischklößchen, Frühkartoffeln und Sahnesoße ...

Schreck in der Morgenstunde: wo ist "NDR Musik Plus"? Das Wlan-Radio kann keine Verbindung herstellen. Den Sender hatte ich in den vergangenen Monaten fast ausschließlich gehört, weil ich die anderen nicht mehr ertrage. Die Radioforen.de wissen mehr, "NDR Musik Plus" heißt jetzt "NDR Blue" und ist auch auf DAB+ zu hören. Aber wer hört schon die technische Grausamkeit DAB+? Wichtig ist der Livestream des Programms und der ist auf

http://www.ndr.de/radio/livestream381.html

zu hören. Schnell die Adresse auf der persönlichen Portalseite des Wlan-Radios eintragen und schon läuft es auch im Radio. Die Musikmischung ist bei "NDR Blue" noch besser geworden, angenehm zu hören, ohne Dudelhits und Mainstream-Geschwätz. He, das Leben geht weiter!

Um 9.05 Uhr gab es den Beitrag noch. Unter der Überschrift: FC-Extrablatt Die community ist tot. Es lebe die community! schilderte Herr von Grote wahrhaft utopische Aussichten für die Mitwirkung der community an der Webseiten-Gestaltung. Ich schrieb einen leicht sarkastischen Kommentar darunter und surfte weiter.
Gegen 10.25 Uhr war der Beitrag dann verschwunden. Lag es am Wahrheitsgehalt des Blogbeitrags, an den nachdenklichen bis kritischen Kommentaren? Im Browser-Verlauf stand er noch:



Auch meinen Kommentar konnte ich rekonstruieren, kopiere ich doch alle meine Ergüsse nebenher in eine Textdatei:

Die Botschaft hör' ich wohl,
allein mir fehlt der Glaube.

Wenn man sich die Community-Seite anschaut, sieht die ganz anders aus: User-Beiträge laufen automatisch in zwei bis drei Stunden durch, Frau Hank hat fremde Briefe gefunden, Herr Kraft wälzt autistische Piraten-Probleme um, ein Link zu den Nachdenkseiten wird gleich durch einen zum Spiegel neutralisiert usw.

Das war vielleicht ein wenig ungerecht, es ging aber nur darum, rasch eine Gegenposition zu skizzieren, ohne mir gleich die Finger wund zu schreiben. Ein communitiy-Mitglied soll wohl darauf geantwortet haben, aber diese Mühe war umsonst. Schade eigentlich.

Als am 1. August 2011 der digitale Hörfunk in ...schland neu sortiert wurde, waren die Erwartungen schon nicht sonderlich hoch. Doch auch die sind noch enttäuscht worden. Zwar hat man vielerorts die Sendeleistung von 1 auf 10 kW erhöht, so dass sich die Empfangsbedingungen auf dem flachen Land verbesserten. In den großen Städten braucht man aber oftmals eine Spezialantenne, um überhaupt etwas zu hören. Ich habe inzwischen auch einen solchen Runddipol auf dem Balkon, nutze ihn aber nur noch als Rankhilfe für die Tomaten - denn was man da auf DAB+ zu hören bekommt, ist nicht gerade berauschend.
Von den Inhalten mag des Sänges Höflichkeit einmal schweigen, allein schon die Datenraten sind grottenschlecht. Den Negativrekord hält D-Radio Doku mit 40 kBit/s, dann kommen gleich die religiösen Eiferer von Radio Horeb mit 48 kBit/s, gefolgt von D-Radio Wissen mit 56 kBit/s.



Irgendwo dazwischen liegt 90elf Fußballradio (6x) mit 24 bis 64 kBit/s, das sich um einen gesucht dumpfen "Volksempfänger-Sound" bemüht. 12 kommerzielle Dudelradios übertragen mit Datenraten von 72 bis 88 kBit/s, auch der seltsame Evangeliumsrundfunk. Der MDR bemüht sich, Spitzenreiter ist MDR Klassik mit 96 kBit/s, Schlusslicht MDR Info mit 72 kBit/s. Eingermaßen unauffällig im Klang sind nur Deutschlandfunk und Deutschlandradio mit 128 kBit/s. Damit würden es nur Mitschnitte der beiden letztgenannten Sender auf meinen mp3-Player schaffen. Die Voodoo-Hifi-Anlage mit den vergoldeten Steckern würde sich wohl auf der Stelle mit High-End-Kabelbrand verabschieden. Einzig meine Tomaten mögen das neue DAB+, aber das sind geil wuchernde F1-Hybriden-Monster.

Am 22. Juli startete die diesjährige Tour de Natur in Halle/S., los ging es mit einer Auftakt-Demo vor dem Rathaus. Aber auch in dem Dörfchen Schiepzig gab es eine Kundgebung, direkt an der geplanten Autobahn-Trasse. Eva Scherf von der Bürgerinitiative Saaletal begrüßte die Radfahrer. Sie ist jetzt seit 20 Jahren im Widerstand gegen den Autobahnbau aktiv.



Dort an der geplanten Autobahn-Trasse erinnerte ich mich an eine Fahrrad-Demo 1996 oder 1997, wo schon fast das Gleiche erzählt wurde. Der grüne Landtagsabgeordnete ist diesmal Dietmar Weihrich, er erläutert den Demonstranten aus der ganzen Bundesrepublik noch einmal die Schutzwürdigkeit der Landschaft in und um Salzmünde und Schiepzig.



Und dafür sieht es schlecht aus, denn beim Regierungspräsidium läuft zur Zeit wieder das Planfeststellungsverfahren für die A 143, der Erörterungstermin dazu hat schon stattgefunden, die Frist für Einwendungen ist abgelaufen und zum Jahresende soll Baurecht hergestellt sein, wenn, ja wenn es keine neue Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht gibt. Überregional gibt es zur Zeit eine neue Initiative von Verkehrs- und Umweltverbänden, die Klaus Schotte von Robin Wood vorstellte: http://www.solimob.de/solimob/.



Mein Audiobeitrag dazu steht auf http://home.arcor.de/hans9/audio/schiepzig.mp3